Zu: FAZ vom 26.08.2005: Was dem Handwerk fehlt
In dem Artikel "Was dem Handwerk fehlt" werden erfreulich klar die Beweggründe der politischen Akteure bei der Handwerkspolitik offengelegt. Bedauerlicherweise geht diese Diskussion um die Beibehaltung oder gar Wiedereinführung des Meisterzwangs an den Problemen kleiner und mittlerer Unternehmen vorbei. Wichtig wäre eine Diskussion, wie sich kleine und mittelständische Betriebe gegen Industriebetriebe am Markt behaupten können.
Wenn in den letzen Jahren z.B. im Bäckerhandwerk viele Unternehmen ihr Geschäft aufgeben mussten und die Läden dann – wenn es gut ging – als Verkaufsniederlassung einer Großbäckerei weitergeführt wurde, liegt dies nicht daran, dass Handwerksgesellen auf den Markt drängen. Diese Markkonzentration resultiert aus der Konkurrenz durch industrielle Bäckereien.
Die wirtschaftliche Flaute, in der größere Unternehmen sich auch um kleinere Aufträge bewerben, und veränderte Produkt- und Angebotsstrategien der Industrie machen es kleinen Handwerksbetrieben schwer, sich am Markt zu behaupten. Der industriellen Konkurrenz lässt sich nicht mit Marktabschottung begegnen. Die durch den Meisterzwang verursachte anbietergerechte Marktsegmentierung - streng nach einzelnen Handwerken getrennt, macht es kleinen Handwerksunternehmen unmöglich, Kunden mit einem „Alles aus einer Hand“-Service zu überzeugen.
Es ist für das Handwerk keine überzeugende Argumentation, den Wettbewerb mit der Industrie nicht aufzunehmen, sondern den Untergang von den Betrieben mit den „am besten ausgebildeten Unternehmern“ zu prognostizieren, wenn einige Gesellen (die nach der Behauptung der Handwerkslobbyisten sowieso nicht in der Lage sind ein Unternehmen zu führen) am Markt auftreten.
Wer nicht heute den Wettbewerb mit der Industrie aufnimmt und sich auf die Konkurrenz aus Osteuropa einstellt, wird morgen nach dem Wegfall der (die Freizügigkeit begrenzenden) Übergangsregeln für die EU-Beitrittsstaaten das Nachsehen haben.
Einheimischen Gesellen kann nicht zugemutet werden, dass sie ihre Arbeitsplätze wegen der Anbieter aus anderen EU-Staaten verlieren, aber sie sich selber nicht einmal um die Aufträge bewerben dürfen, die an holländische, portugiesische oder polnische Unternehmen vergeben werden.
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