Handwerksnovelle 2004, Gesetzgebungsverfahren Handwerksnovelle 2004, Argumente gegen Meisterzwang, Probleme mit Behörden?
im 10.06.03 im Tagesspiegel
In dem Interview räumt Herr Merz ein, daß er, wenn zu Hause was kaputt ist, auch größere Dinge selbst repariert.
Mit geschickten Händen können viele handwerkliche Tätigkeiten ohne Meisterbrief hervorragend ausgeübt werden - sogar ohne Gesellenbrief wie Herr Merz zeigt. Nur wenn dies Tätigkeiten von ausgebildeten Gesellen gegen Rechnung ausgeführt werden, dann wird dies zur unerlaubten Handwerksausübung und wird mit drakonischen Strafen geahndet. Wohl dem, der - wie Herr Merz - handwerkliches Geschick besitzt und diese Dinge selber erledigen kann und wehe dem der zwei Linke Hände hat. Der wartet Monate auf einen Handwerk - wenn überhaupt einer kommt. ...
Herr Merz gibt als Begründung für den Meisterzwang die hohe Ausbildungsquote des Handwerks an. Das Handwerk rühmt sich, daß es weit über den eigenen Bedarf hinaus das doppelte bis dreifache an Gesellen ausbildet und stellt dies als etwas Positives und Schützenswertes heraus.
Bei einer Ausbildungsquote im Handwerk von im Durchschnitt 10% (bei den Metall- und Holzhandwerken sogar über 13%!) bedeutet dies aber, daß die Jugendlichen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bis 70% Wahrscheinlichkeit nicht übernommen werden können.
Ist dies ein Segen für die betroffenen Jugendlichen?
Diese hohe Ausbildungsquote bedeutet, daß die Mitarbeiter im Durchschnitt inklusive Ausbildungszeit nur zehn Jahre und kürzer im Ausbildungsberuf tätig sind. Tatsächlich aber bleibt man im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt eher 20 Jahre und länger in einem Wirtschaftsbereich. Für eine stabile Mitarbeiterzahl bedeutet dies, daß bei einer Ausbildungsquote von 4 bis 5 %.
Es macht keinen Sinn, Bäcker auszubilden, die nach der Lehre zunächst arbeitslos sind und später nach einer Umschulung in der Industrie als Angelernte prädestiniert für die Frühschicht sind.
Die Jugendlichen werden durch den Mißerfolg, nicht weiter beschäftigt zu werden, und drei Jahre Ausbildungszeit verloren zu haben erheblich frustriert und volkswirtschaftlich stellt diese Ausbildung in die Arbeitslosigkeit hinein eine erhebliche Fehlinvestition dar.
Aus reiner Nächsten Liebe werden diese Ausbildungsplätze vom Handwerk nicht angeboten, sondern, weil die Auszubildenden während der Lehre als billig Arbeitskräfte eingesetzt werden können, und in großem Umfang einfache Hilfstätigkeiten ausführen müssen.
Es wäre sinnvoller die Jugendlichen direkt für die Bereiche auszubilden, in denen sie langfristig einen Arbeitsplatz bekommen können. Dort brauchen wir die Ausbildungsplätze, nicht im Übermaß im Handwerk.
Dafür müßten Ausbildungsgänge geschaffen werden, die auch kürzer als die bisher üblich drei Jahre sein können.
Dann würden die Ausbildungsplätze für die Bereiche geschaffen, in denen die in die Irre ausgebildeten Jugendlichen später tatsächlich - nach einer Umschulung - arbeiten.
Es ist ein schlechtes Argument, den Meisterzwang mit einer hohen Ausbildungsquote zu begründen, wenn diese Ausbildung für sehr viele der Betroffenen nicht zur Beschäftigung im Ausbildungsberuf führt.
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